Die Pflanzensoziologie bildet einerseits zusammen mit der Feldbotanik eine unverzichtbare Grundlage für viele naturschutzfachliche Aufgaben wie Biotopkartierung (die meisten Biotoptypen sind über Pflanzengesellschaften definiert!) oder Biotopentwicklung und geht andererseits weit über die Feldbotanik hinaus, indem sie Zusammenhangswissen schafft. Man kann sagen: Mit der Feldbotanik hat man die Vokabeln, mit der Pflanzensoziologie kann man in der Landschaft lesen lernen: lesen, wie der Boden und das Kleinklima beschaffen sind, wie der Wasserhaushalt im Jahreslauf aussieht und auch, wie Mensch und Tier in der Landschaft gestaltend einwirken.
Pflanzensoziologie erfordert bereits ein verändertes bzw. erweitertes Wahrnehmen und Denken, was auch über das übliche ökologische Denken hinausgeht. Und gerade der ganzheitliche und innovative Charakter der Pflanzensoziologie hat dazu geführt, dass diese Besonderheit vom konventionellen Denken verkannt und als „subjektiv“ gebranntmarkt wurde. Deshalb ist es dringend erforderlich, sich die Pflanzensoziologie als Mittel zur Landschaftsentwicklung wieder neu aufzuschließen, was in diesem Ausbildungsbereich „Pflanzensoziologie“ getan wird.
Der Ausbildungsbereich „Pflanzensoziologie“ gliedert sich in Winterkurse und Sommerkurse. Im Unterschied zum Feldbotanik-Baiskurs gibt es in der Pflanzensoziologie-Ausbildung also auch ein Winterprogramm, das jeweils im Herbst beginnt.
Gliederung der Pflanzensoziologie-Ausbildung
Winterhalbjahr:
November bis März: Seminarreihe „Pflanzensoziologie“, bestehend aus 7 Modulen (freitags – samstags). Darin enthalten: „Einführung in die Pflanzensoziologie“ (Modul 1), „Übersicht über die Biotoptypen zur Vorbereitung der Pflanzengesellschaften Mitteleuropas“ (Modul 2), „Pflanzengesellschaften Mitteleuropas“ (Module 3 – 6) und „Vegetationskomplexe“ (Modul 7)
Sommerhalbjahr:
Mai bis September: 1 Modul pflanzensoziologische Kartiermethodik (Vegetationsaufnahmen – Tabellenarbeit – Kartierschema – flächendeckende Kartierung), 2 Module pflanzensoziologische Exkursionen
Die vollständige Teilnahme an der Seminarreihe im Winterhalbjahr und an den Exkursionen im Sommerhalbjahr ist notwendig zur Erlangung des Pflanzensoziologie-Zertifikates. Die Veranstaltungen müssen jedoch nicht in einem Stück absolviert werden, sondern die einzelnen Module können auch auf ein oder mehrere Jahre verteilt werden. Auch können, je nach Interesse, die Module auch einzeln besucht werden, ohne Anspruch auf ein Zertifikat. Dafür gibt es dann Teilnahmebescheinigungen.
Eine sinnvolle Reihenfolge der einzelnen Pflanzensoziologie-Veranstaltungen ist die folgende:
- Phase (Winter): Wintermodule 1 und 2
- Phase (Sommer): Sommer-Exkursionen
- Phase (Winter): Wintermodule 3 – 7
Seminarreihe „Pflanzensoziologie“ im Winterhalbjahr
Diese Seminarreihe gibt eine gründliche Einführung in die Pflanzensoziologie (Modul 1) sowie einen Überblick über die Biotoptypen Mitteleuropas, was den Einstieg in die „Pflanzengesellschaften Mitteleuropas“ wesentlich erleichtert (Modul 2). Dann folgt eine Darstellung der wichtigsten Pflanzengesellschaften Mitteleuropas (Module 3-6): ihre Artenzusammensetzungen und Kennarten, ihre ökologischen Bedingungen, ihre Abhängigkeit von Bewirtschaftung und Pflege sowie Hinweise zu Schutz, Pflege und Entwicklung und ihre Einbindung in eine nachhaltige, ökologische Landbewirtschaftung. Im Modul 7 „Vegetationskomplexe“ wird behandelt, welche Pflanzengesellschaften in einer bestimmten Landschaft räumlich benachbart vorkommen – mit den Vegetationskomplexen kann das typische Vegetationsinventar einer jeden Landschaft bestimmt werden.
Die Winter-Seminare werden nicht draußen stattfinden, sondern in Seminarräumen der Uni Witten mit PowerPoint-Präsentationen bzw. werden als Videos versendet. Jedes Modul ist zweitägig und hat folgende Zeitstruktur: Freitags 14:00 – 21:30 Uhr, samstags 9:00 – 16:30. Die Module 1, 2 und 7 finden in Präsenz statt, die Module 3 – 6 digital. Für die digitalen Module sind jeweils die angegebenen Wochenenden vorgesehen, die man sich dafür zeitlich reservieren kann. Die Präsentationen werden als Videos kurz vor den Wochenenden versandt. Diese Videos sind in den letzten Jahren aus coronärer Notlage entstanden und stehen jetzt weiterhin zur Verfügung.
Pflanzensoziologische Sommer-Exkursionen
Es werden Exkursionen zu Gebieten mit artenreichen und typisch ausgebildeten Pflanzengesellschaften angeboten. Ziel ist das intensive Kennenlernen wichtiger Vegetationstypen: ihre charakteristischen Artenkombinationen, ihr Habitus (Schnellerkennung), ihre Standortbedingungen (incl. Bewirtschaftung), ihre typischen Kontaktgesellschaften und ihre Entwicklungsdynamik. Dazu werden jeweils pflanzensoziologische Bestandsaufnahmen nach der Braun-Blanquet-Methode angefertigt und es werden diese in Vegetationstabellen verarbeitet, so dass sich die typischen Artenkombinationen herausschälen. Die meisten Exkursionen dienen gleichzeitig der Vorstellung von Best-Practice-Beispielen hinsichtlich Biotop-Management, so dass diese sich auch für den Ausbildungsbereich der „Biotopentwicklung“ eignen.
Die Exkursionen werden dieses Jahr erstmalig im Rahmen des „Kompetenznetzwerks Artenkenntnis Niedersachsen (KNAK)“ durchgeführt, was bedeutet, dass die Anmeldung darüber läuft und dass die Kurse kostenfrei sind(!), weil das KNAK über öffentliche Fördergelder verfügt.
Anmeldeschluss für alle Exkursionen ist der 5. Mai 2025. Da die Exkursionen kostenfrei sind und öffentlich beworben werden, werden sich wahrscheinlich viele Externe anmelden wollen, die nicht zur Ausbildung der Akademie gehören. Um den Teilnehmenden der Akademie-Ausbildung Vorrang zu geben, gibt es für diese ein Codewort, das bei der Anmeldung angegeben werden muss. Dieses ist vor Anmeldung bei mir anzufragen.
Veranstaltungsdetails
Module Winterhalbjahr 2024/25 (November bis März):
Modul 1: 01.-02.11.2024 – Einführung in die Pflanzensoziologie (life)
Modul 2: 06.-07.12.2024 – Übersicht über Biotoptypen (life)
Modul 3: 20.-21.12.2024 – Wälder, Gebüsche, Felsen (digital)
Modul 4: 27.-28.12.2024 – Grünland, Magerrasen, Heiden (digital)
Modul 5: 03.-04.01.2025 – Einjährige, Staudenvegetation (digital)
Modul 6: 10.-11.01.2025 – Gewässervegetation (digital)
Modul 7: 28.02.-01.03.2025 – Vegetationskomplexe (life)
Kursgebühr pro Modul: 180 €, ermäßigt 80 € (Studierende, Arbeitslose, Rentner)
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Anmeldung: Über das elektronische Anmeldeformular
Module Sommerhalbjahr (Juni bis August):
Die Module befinden sich noch in Vorbereitung; hier sollen zunächst nur die Termine angekündigt werden:
20. – 22. Juni 2025: Exkursion zu den artenreichen Mähwiesen des Weserberglandes
Kursgebühr: es fällt keine Kursgebühr an
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Anmeldung: Nur über das Kompetenznetzwerk Artenkenntnis Niedersachsen Vorher Codewort bei mir erfragen!
04. – 06. Juli 2025: Exkursion zu den Sieben Bergen bei Alfeld (Südniedersachsen)
Kursgebühr: es fällt keine Kursgebühr an
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Anmeldung: Nur über das Kompetenznetzwerk Artenkenntnis Niedersachsen Vorher Codewort bei mir erfragen!
22. – 24. August 2025: Exkursion zu den artenreichen Gewässern um Hannover
Kursgebühr: es fällt keine Kursgebühr an
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Anmeldung: Nur über das Kompetenznetzwerk Artenkenntnis Niedersachsen Vorher Codewort bei mir erfragen!
Dozenten:
Priv.-Doz. Dr. Hans-Christoph Vahle, Akademie für angewandte Vegetationskunde, Habilitation und Venia legendi an der Universität Witten/Herdecke im Fach Vegetationskunde
B.Sc. Environmental & Sustainability Studies Lennard Thale-Bombien, Team der Akademie für angewandte Vegetationskunde
Zielgruppe:
Alle botanisch interessierte Menschen sowie Mitarbeiter*innen bei Biotopkartierungen, Vertreter*innen von Gutachter*innen- und Planungsbüros, von Naturschutzbehörden, von Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden, von Biologischen Stationen; auch in der Landwirtschaft tätige Menschen sind willkommen.