Vegetation und Gestalt

Der vegetationskundliche Blick

Die Vegetation ist die ausgebreitete Pflanzendecke der Landschaft. Wir bemerken sie eigentlich kaum bewusst, sondern sehen höchstens hier und da einmal eine farbige Blume. Das Grün der Vegetation, das auch in einer noch so bunt blühenden Wiese immer vorherrscht, bleibt meist als Kulisse im Hintergrund – aber von diesem Hintergrund aus wirkt es dennoch wohltuend auf unsere stressgeplagten Nerven.

Die grüne Vegetationsdecke ist – zumindest in Mitteleuropa – landschaftsprägend, indem sie sich in unterschiedlichen Form- und Farbmodifikationen über Hügel und Täler zieht und sich selbst ins Wasser hinein fortsetzt. Sie erscheint uns als ein gegliedertes Mosaik verschiedener Flächen; wir kennen diese „Mosaiksteinchen“ als Wald, Wiese, Heide, Röhricht, Gebüsch, Rasen, Feld usw. Diese noch recht groben Muster kann man bei nur etwas mehr Aufmerksamkeit weiter differenzieren.

Man erkennt vielleicht in dem obigen Wiesenbild, dass die Farbe in flachen feuchten Bodensenken dunkler grün wird und umgekehrt, dass auf kaum wahrnehmbaren Erhebungen zu dem Grün ein weißes Blütenmuster hinzukommt. Die Wiese untergliedert sich also offenbar in drei gestaltlich wahrnehmbare Bereiche, für die allerdings im Alltagssprachgebrauch keine eindeutigen Begriffe mehr existieren. Die Erforschung solcher unterschiedlichen Vegetations-Ausprägungen ist die Aufgabe der Vegetationskunde.

Vegetationskundliche Arbeit schult den „ganzheitlichen“ Blick: Nicht die Einzelpflanze steht im Vordergrund, sondern die Pflanzendecke als Ganzes. Hier Differenzierungen zu finden, in die Farb- und Gestaltunterschiede einzutauchen, eröffnet neue und spannende Beobachtungsfelder. Und es trainiert eine ungewohnte Wahrnehmung, die unsere heute gewohnte Fokussierung auf scharfe Einzelpunkte wieder aufweitet.

Eigene Publikationen zum Thema

  • H.-Ch. Vahle & J. Dettmar (1988): „Anschauende Urteilskraft“ – ein Vorschlag für eine Alternative zur Digitalisierung der Vegetationskunde. – Tuexenia 8: 407-415.
  • H.-Ch. Vahle (1996): Vegetation – die Schrift der Landschaft. – Die Drei 66 (7/8): 736-753.
  • H.-Ch. Vahle (1996): Pflanzensoziologie. Ein Weg zu einer goetheanistischen Landschaftskunde. – Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1996: 129-207.
  • H.-Ch. Vahle (2003): Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften in ökologischer und dynamischer Hinsicht. – Habilitationsschrift an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Witten/Herdecke. Galunder-Verlag, Nümbrecht-Elsenroth. 233 S.
  • H.-Ch. Vahle (2007): Die Pflanzendecke unserer Landschaften. Eine Vegetationskunde. – Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart (im Druck, Auslieferung 10.10.2007).

Pflanzensoziologie: Was wächst mit wem zusammen?

In der grünen Pflanzendecke, der Vegetation, wachsen viele Pflanzenarten zusammen in Pflanzengemeinschaften. Was mit wem zusammen wächst, ist kein wahlloses Durcheinander, sondern folgt bestimmten Regeln: In einer Wiese gibt es eine andere Kombination von Pflanzenarten als im Wald und wieder anders als in der Heide … Und diese Unterschiede findet man auch im Kleinen. So hat der Rasen hinter dem Haus eine eigene „Rasenpflanzenartenkombination“, aber diese kann in verschiedenen Variationen auftreten, je nachdem, ob der Rasen feucht oder trocken, sonnig oder halbschattig ist, ob er viel betreten wird oder eher geschützt liegt. In diesen Rasen-Variationen bleibt ein Grundstock von Arten gleich, und je nach Umwelteinflüssen kommen andere Arten dazu oder fallen weg.

Die verschiedenen Pflanzengemeinschaften hinsichtlich ihrer Artenkombinationen zu analysieren und deren Gesetzmäßigkeiten zu finden ist Aufgabe der Pflanzensoziologie. Damit können in der Pflanzendecke Ähnlichkeiten und Unterschiede exakt erfasst und beschrieben werden, ähnliche Bestände können zu Typen zusammengefasst und gegen andere Typen abgegrenzt werden. Diese Typen werden als Pflanzengesellschaften bezeichnet.

Konkrete Forschungsgegenstände der Pflanzensoziologie sind Probeflächen in verschiedenen Pflanzengemeinschaften, in denen die Pflanzenarten-Zusammensetzung analysiert wird. Es werden alle Pflanzenarten (zumindest die Höheren Pflanzen und Moose) aufgelistet – auch alles, was gerade nicht blüht – und deren Mengenanteile nach einem standardisierten und damit von jedem Forscher gleichermaßen anwendbaren Verfahren geschätzt.

Der Vergleich vieler solcher Probeflächen-Aufnahmen wird durch das Verfahren der Tabellenarbeit möglich. Hierzu werden die erstellten Vegetationsaufnahmen spaltenweise in eine Tabelle eingetragen, so dass sie alle zusammen mit einem Blick übersehen werden können. Das ergibt zunächst ein ziemliches Durcheinander von Eintragungen, das keinerlei Ordnung – zumindest nicht auf den ersten Blick – erkennen läßt. Eine verborgene Ordnung ist aber immer vorhanden, und diese gilt es zu entdecken. Hat man sie gefunden, zeigen sich die verschiedenen Artenkombinationen der einzelnen Pflanzengesellschaften, es zeigt sich, welche Pflanzenart mit welcher Wahrscheinlichkeit in welcher Pflanzengesellschaft auftritt.

Da pflanzensoziologische Forschung bereits viele Jahrzehnte lang teilweise intensiv betrieben wurde, gibt es heute gute und detaillierte Übersichten über die verschiedenen Pflanzengesellschaften und ihre charakteristischen Artenkombinationen. Allein für Deutschland wurden bisher etwa 800 Pflanzengesellschaften (also nicht Einzelbestände, sondern Typen!) beschrieben, was die überaus feine Gliederung der heimischen Pflanzendecke zeigt.

Diese überregionalen Vegetationstypen haben einen besonderen Wert für die jeweiligen lokalen Untersuchungen. Macht man nämlich in beliebigen Gebieten Deutschlands neue Vegetations-Aufnahmen, kann man durch tabellarischen Vergleich mit den überregionalen Typen die regionalen oder lokalen Besonderheiten der Vegetation vor Ort erkennen und bewerten. Man bemerkt z.B. auf diese Weise, ob die gefundene Artenkombination ein Fragment ist, ob es sich vielleicht um eine Durchdringung von zwei verschiedenen Gesellschaften handelt, oder ob sich durch zusätzliche eigene Arten eine besonders wertvolle lokale Variante zeigt.

Eigene Publikationen zum Thema

  • H.-Ch. Vahle (1996): Pflanzensoziologie. Ein Weg zu einer goetheanistischen Landschaftskunde. – Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1996: 129-207.
  • H.-Ch. Vahle (2003): Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften in ökologischer und dynamischer Hinsicht. – Habilitationsschrift an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Witten/Herdecke. Galunder-Verlag, Nümbrecht-Elsenroth. 233 S.
  • H.-Ch. Vahle (2005): Vegetations-Typologie zwischen Pflanzensoziologie und Gestaltbiologie. – In: Harlan, V. (Hrsg:): Wert und Grenzen des Typus in der botanischen Morphologie. Wissenschaftliche Schriftenreihe des Institutes für Evolutionsbiologie und Morphologie der Universität Witten/Herdecke: 249-262. Martina-Galunder-Verlag. Nümbrecht.

Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften

In der Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften geht es darum, sich von den Gestalten der einzelnen Pflanzen zu lösen und größere Ganzheiten in den Blick zu nehmen. Ganz selbstverständlich kann man bei einem Spaziergang in der Landschaft einen Wald von einer Wiese unterscheiden. Woran macht man den Unterschied fest?

Nicht an den einzelnen Pflanzenarten, die diese verschiedenen Pflanzengesellschaften aufbauen. Sondern das, was unmittelbar und spontan aufgefasst wird, ist der Eindruck einer Ganzheit: der Wald wird als dunkelgrüner, in sich wolkenartig strukturierter Wall wahrgenommen, der sich von der Umgebung durch seine größere Höhe abhebt, die Wiese ist ein flachausgebreiteter, hellgrüner Teppich mit lang aufragenden „Fransen“, die sich vielleicht im Wind bewegen, und die von bunten Farbtupfern durchsetzt sind.

So wird hier unter Vegetationsgestalt verstanden: die äußere Erscheinungsform einer Pflanzengesellschaft, die dem Beobachter als Einheit oder Ganzheit erscheint. Mit diesem Begriff ist also nicht gemeint: Vegetationsgestalt als Summe von Einzelpflanzengestalten – denn diese erscheinen ja in unserer Wahrnehmung zuerst gar nicht.

Durch Beschreibung und Vergleich der Gestalten zahlreicher Pflanzengesellschaften werden Grundformen gefunden, die die Gestaltgliederung immer wieder maßgeblich bestimmen. Sie werden als Gestaltelemente bezeichnet. Mit ihnen ist es möglich, eine Gestalttypisierung zu entwickeln. Die Gestaltelemente werden hier im Bild vorgeführt:

Das kornförmige Gestaltelement ist in der Schicht der Grasblüten und -samen, besonders bei Wiesen, am besten ausgeprägt.

In den „kornförmigen“ Blättern des Mauerpfeffer beherrscht es auch die vegetativen Organe.

Das linealische Gestaltelement ist kennzeichnend für gras- und binsenreiche Vegetation, wie hier beim Strandhafer.

Das flächenblättrige Gestaltelement ist besonders rein bei den Seerosen ausgebildet.

In abgewandelter Form kommt es aber auch bei vielen anderen Pflanzengesellschaften vor, z.B. hier bei Gundermann und Brennnessel.

Das Stammraum-Gestaltelement ist typisch für Wälder – aber nicht nur. Es ist immer da, wo eine flächenblättrige Schicht (im Wald das Kronendach) von Stämmen, Stämmchen oder sogar Krautstängeln getragen wird: Also auch in Stauden- Gesellschaften.

Das polsterförmige Gestaltelement ist für Moosgesellschaften charakteristisch. Vor allem im Gebirge gibt es aber auch Blütenpflanzen, die polsterförmig wachsen

Das fadenförmige Gestaltelement ist vor allem im Wurzelraum der Vegetation ausgebildet, wo es aber nicht ohne weiteres sichtbar ist. Frei beobachten kann man es bei vielen Wasserpflanzen, deren Sprossgestalt manchmal wurzelartigen Charakter hat.

Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für einen Gestaltvergleich, der eine Reihe von Pflanzengesellschaften umfasst. Durch die pointierte Farbgebung werden die Schichten jeweils sehr deutlich hervorgehoben. Jede Schicht wird durch ein bestimmtes Gestaltelement beherrscht.Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für einen Gestaltvergleich, der eine Reihe von Pflanzengesellschaften umfasst. Durch die pointierte Farbgebung werden die Schichten jeweils sehr deutlich hervorgehoben. Jede Schicht wird durch ein bestimmtes Gestaltelement beherrscht.

Beispiel Buchenwald: Das Kronendach ist die Schicht, in dem das flächenblättrige Element vorherrscht. Es ist durch die grüne Farbe hervorgehoben. Darunter befindet sich der Stammraum mit dem Stammraum-Gestaltelement. Diese Schicht ist durch die hellbraune Farbe vom Kronendach übertrieben deutlich abgesetzt. Das Spezifische dieser beiden Schichten ist durch die verschiedenen Farben unterstrichen.

Zu den anderen Profilen: Es muss vorausgeschickt werden, dass in den fünf Pflanzengesellschaften ganz verschiedene Pflanzen wachsen und es also auf der Pflanzenarten-Ebene so gut wie keine Gemeinsamkeiten gibt. Anders auf der Gestaltebene, hier kann eine Verbindung gefunden werden.

So finden wir auch im Holundergebüsch so etwas wie ein Kronendach mit flächenblättrigem Gestaltelement und darunter einen Stammraum – wenn auch verkleinert gegenüber dem Wald. Durch die Verwendung des gleichen Grüntones und des gleichen Hellbrauns wie beim Wald wird diese Gestalt-Gemeinsamkeit noch pointiert. Selbst in dem Staudensaum sind beide Gestaltelemente im Hochsommer ausgebildet, sodass es sich hier quasi um eine Miniatur-Ausgabe des Waldes handelt.

Die Wiese hat eine andere Struktur. Zunächst fällt das linealische Gestaltelement auf, das die Gesellschaft beherrscht. Bei genauerer Untersuchung findet man aber eine Unterschicht aus flächenblättrigen Gestalten, die aus den Grundblättern der verschiedenen Kräuter besteht, und ebenso, darunter, einen angedeuteten Stammraum. Also auch hier noch eine Gemeinsamkeit mit den Gehölzgesellschaften!

Im Borstgrasrasen schließlich findet man kaum mehr etwas Flächenblättriges, höchstens noch in ein paar Rosetten, die eng dem Boden angedrückt sind. Hier sind flächenblättriges und Stammraum-Element also nahezu verschwunden bzw. in Resten ganz dicht am Boden wachsend. Dafür dominiert das linealische Element im gesamten Profil.

Mit Hilfe der Gestaltelemente und der von ihnen beherrschten Schichten lassen sich durchgängige Gemeinsamkeiten zwischen allen dargestellten Profilen erkennen. Von rechts nach links steigt die Schicht des flächenblättrigen Elementes schrittweise immer tiefer, ordnet sich in der Weise schließlich als Subdominante in die Unterschicht ein und erreicht im Borstgrasrasen die Erdoberfläche, wobei sie sich auflöst. Das ist die eine Tendenz, die ablesbar ist.

Zweitens ist deutlich, dass links das linealische Element dominiert und rechts das flächenblättrige zusammen mit dem Stammraum. Es handelt sich also um eine Polarität. Diese beiden Extreme überlagern sich in der Wiese, indem sie sich hier auf verschiedene Stockwerke verteilen. Die Wiese nimmt somit in der gesamten Reihe eine Mittelstellung ein, indem sie die beiden Extreme integriert.

Die Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften versteht sich als Erweiterung der Pflanzensoziologie, wofür sich mehrere Gründe anführen lassen:

  • Wissenschaftstheoretisch gesehen spielt die Gestaltfrage in der pflanzensoziologischen Methode grundsätzlich eine Rolle, wurde bisher methodologisch jedoch ausgeklammert. Die Gestaltbiologie bringt die methodische Ergänzung.
  • Ferner ist die Frage, ob beispielhaft an der Vegetations-Gestaltbiologie gezeigt werden kann, wie der Morphologie wieder allgemein ein höherer wissenschaftlicher Stellenwert eingeräumt werden kann und muss.
  • Ein weiteres Ziel der Darstellung ist die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz vegetationskundlicher Forschung durch allgemeinverständliche, anschauliche Präsentation, was bei der Frage nach der Umsetzung der Vegetations-Gestaltbiologie im Rahmen von Landschaftspflege und Naturschutz wichtig ist.

Eigene Publikationen zum Thema

  • H.-Ch. Vahle (1996): Pflanzensoziologie. Ein Weg zu einer goetheanistischen Landschaftskunde. – Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1996: 129-207.
  • H.-Ch. Vahle (2003): Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften in ökologischer und dynamischer Hinsicht. – Habilitationsschrift an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Witten/Herdecke. Galunder-Verlag, Nümbrecht-Elsenroth. 233 S.
  • H.-Ch. Vahle (2005): Vegetations-Typologie zwischen Pflanzensoziologie und Gestaltbiologie. – In: Harlan, V. (Hrsg:): Wert und Grenzen des Typus in der botanischen Morphologie. Wissenschaftliche Schriftenreihe des Institutes für Evolutionsbiologie und Morphologie der Universität Witten/Herdecke: 249-262. Martina-Galunder-Verlag. Nümbrecht.

Goetheanistische Vegetationskunde

Wenn das Wort „Goetheanismus“ auch leicht den Eindruck erweckt, als handele es sich dabei um eine Ideologie oder Weltanschauung, so ist etwas in der Art hier aber überhaupt nicht gemeint. Der Begriff geht auf Rudolf Steiner zurück, der in den Jahren 1883 bis 1897 Goethes naturwissenschaftliche Schriften herausgab und dabei in Goethes Werk die Grundlagen für eine besondere naturwissenschaftliche Methode fand. Daraufhin arbeitete er 1886 eine erkenntnistheoretische Begründung der goetheschen Methode aus, die er „Grundlinien einer Erkenntnistheorie der goetheschen Weltanschauung“ nannte.

Für eine erste methodische Annäherung seien die Charakteristika des Goetheanismus genannt: · Wissenschaft richtig betreiben Goetheanismus soll nicht als Gegensatz zur konventionellen Naturwissenschaft aufgefasst werden, sondern als deren Erweiterung im Sinne einer Überwindung eines einseitigen Reduktionismus. · Theoriebesetztes Denken abschaffen Fakten und Theorien bzw. Erklärungsmodelle müssen sauber voneinander getrennt werden, Erklärungsmodelle dürfen nicht als Fakten genommen werden. Jedes vorschnelle Urteil soll zurückgehalten werden, „Schubladendenken“ soll vermieden werden. · Phänomenologie üben Die Wahrnehmung soll intensiv geschult werden, eine unmittelbare Begegnung mit der Sinneswelt soll herbeigeführt werden, diese soll aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und dadurch eine Perspektiven-Flexibilität entwickelt werden. Phänomenologie: Der Umgang mit dem, was den Sinnen wirklich erscheint (= Phänomene). · Begriffe aus den Phänomenen schöpfen Die Erscheinungen sollen mit Hilfe der vergleichenden Gestaltkunde (Morphologie) so bearbeitet werden, dass die Gesetze sich selbst aussprechen können: „Denken in den Phänomenen“. · Objektangemessen erklären Für die verschiedenen Seinsebenen sollen unterschiedliche Erklärungsmodelle verwendet werden: für die seelische Ebene andere als für die organische und wieder andere für die physische Ebene. Erklärungsformen dürfen nicht einfach übertragen werden. · Wesensbegegnung herbeiführen Hier wird die ethische Dimension des Forschungsweges berührt, sowohl in der Begegnung mit dem Objekt als auch in der Selbstschulung des Subjektes.

Die Wahrnehmungs- und Denkschulung in enger Verbindung zu den Phänomenen der Sinneswelt ist die Grundlage der goetheanistischen Forschung. In der Vegetationskunde sind die verschiedenen Vegetationsgestalten die Phänomene, mit denen man arbeiten muss, wenn die Pflanzendecke der Landschaft goetheanistisch erforscht werden soll. Besonders geeignetes Hilfsmittel zur Vertiefung und Verstärkung der Wahrnehmung ist das Zeichnen oder – besser – das Malen von Vegetation.

Eigene Publikationen zum Thema

  • H.-Ch. Vahle & J. Dettmar (1988): „Anschauende Urteilskraft“ – ein Vorschlag für eine Alternative zur Digitalisierung der Vegetationskunde. – Tuexenia 8: 407-415.
  • H.-Ch. Vahle (1996): Vegetation – die Schrift der Landschaft. – Die Drei 66 (7/8): 736-753.
  • H.-Ch. Vahle (1996): Pflanzensoziologie. Ein Weg zu einer goetheanistischen Landschaftskunde. – Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1996: 129-207.
  • H.-Ch. Vahle (2003): Gestaltbiologie von Pflanzengesellschaften in ökologischer und dynamischer Hinsicht. – Habilitationsschrift an der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Witten/Herdecke. Galunder-Verlag, Nümbrecht-Elsenroth. 233 S.
  • H.-Ch. Vahle (2007): Die Pflanzendecke unserer Landschaften. Eine Vegetationskunde. – Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart (im Druck, Auslieferung 10.10.2007).