Früher gab es sehr zahlreiche Kleingewässer in der Kulturlandschaft; zumindest hatte jeder Hof seinen Hofteich und jedes Dorf seinen Dorfteich, denn das war lebenswichtig als Löschwasserstelle. Daneben hatten Teiche noch viele andere Funktionen als Fischteiche, Waschteiche, Mühlenteiche, Tränketeiche usw.
Allen gemeinsam war, dass es keine „Biotope“ waren, die der Natur überlassen blieben, sondern sie wurden regelmäßig bewirtschaftet: abgelassen, abgefischt, entschlammt, entkrautet. Und bemerkenswert: Gerade durch diese Bewirtschaftung, durch die regelmäßige Störung, konnten sich viele seltene Wasserpflanzen in diesen Teichen dauerhaft etablieren, weil auch die Wasserpflanzen – allen voran die Unterwasserpflanzen – zu der Lichtvegetation gehören. Sie verschwinden, sobald sich zu viel Schlamm am Boden absetzt oder wenn ihnen Büsche und Bäume am Ufer das Licht wegnehmen. Sie verschwinden aber auch, wenn der Teich mit Binsen, Rohrkolben und Schilf zuwächst – und das geschieht zwangsläufig, wenn der Teich der natürlichen Entwicklung überlassen wird.
Vielfalt in kleinen Teichen erhalten geht also nur durch Pflege – und damit die notwendige Pflege möglichst vereinfacht wird, sollte man das schon bei Gestaltung und Bau des Teiches mit einplanen. Das gilt selbstverständlich auch für Gartenteiche, die – richtig angelegt und gepflegt – ein Ersatz für die vielen verloren gegangenen Teiche der historischen Kulturlandschaft sein können. Damit dies gelingt, sollte man nach folgenden Prinzipien verfahren:
(1) Die Gestaltung des Teiches sollte darauf abzielen, den besonders seltenen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu geben,
(2) der Teich sollte so gebaut werden, dass er später „pflegeleicht“ zu bewirtschaften ist.
Leider werden bei der Anlage von kleinen Teichen in der Kulturlandschaft, im Siedlungsraum und schließlich auch im Garten oftmals längst überholte Ziele verfolgt; meist heißt es nämlich, der Teich muss tief genug sein, er muss über Mittag beschattet werden, es darf keine Erde hinein sondern nur Kies usw. Das kann man zwar machen, aber es ist in dem Augenblick falsch, wenn man den Teich als Lebensraum für die wirklich seltenen Amphibien gestalten will wie Unken, Kreuzkröten, Laubfrösche usw. So ist das Konzept der „Flachwasserteiche“ oder „Lichtteiche“ entstanden als die wirklich artenreiche Alternative zu den üblichen Gartenteichen.
Auch der Gartenteich muss gepflegt werden und kann nicht „der Natur überlassen“ werden, denn dann gib es nur das Zuwachsen und die Verlandung über kurz oder lang. Wenn wir die notwendige Pflege von vornherein mit einkalkulieren, müssen wir den Teich so gestalten, dass die Startbedingungen optimal für diese spätere Pflege sind. Das bedeutet
- Wenig Gehölze in Teichnähe
- Keine großen und/oder wuchernden Teichpflanzen, die die Verlandung auf das schnellste bewerkstelligen würden (also kein Schilf, kein Rohrkolben, keine Großseggen, keine Flatterbinsen, keine heimischen Seerosen …)
- Möglichkeiten zum Ablassen des Wassers einplanen
- Teichboden ziemlich eben mit nur sehr flacher Senke in der Mitte zur besseren Entschlammung, also kein tiefer Trichter!
Diese Bedingungen würden auch auf einen intensiv bewirtschafteten Fischteich zutreffen. Und in der Tat könnte man auf die Idee kommen, den Teich möglichst tief zu machen, um sowohl die schnelle Verlandung hinauszuzögern als auch die „frostfreie Tiefe“ für die Fische zu erhalten. Dieser ständig zu lesende Hinweis auf die „frostfreie Tiefe“ beim Bau von Gartenteichen kommt aus Zeiten, wo es beim Teichbau wirklich in erster Linie um die Fischzucht ging. Hier in unserem Fall geht es aber nicht um Fischteiche und eine große Wassertiefe ist weder notwendig noch erwünscht. Wir wollen ja Flachteiche, die sich an den Bedürfnissen von selten gewordenen Amphibien orientieren wie Laubfrosch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte … Außerdem wird es immer schwieriger, einen Teich zu pflegen, je tiefer das Wasser ist. Auch solche Flachteiche, wie wir sie anstreben wollen, gab es in der historischen Kulturlandschaft: Weidetümpel, Flachsteiche, Fahrspuren, Abgrabungsgewässer usw.
Je flacher der Teich ist, desto stärker kann natürlich das Licht auf den Grund treffen. Nach der Philosophie der Lichtlandschaften möchte ich deshalb den Flachwasser-Gartenteich, der als optimaler Lebensraum für seltene Amphibienarten gelten kann, mit dem Namen „Lichtwasser-Gartenteich“ bezeichnen. Dieser Begriff bringt sehr schön zum Ausdruck, worum es geht: Denn die Lichtstellung – in deutlicher Entfernung von den nächsten Gehölzen – ist hierbei ebenso wichtig wie die Lichtdurchflutung des Wassers bis zum Grund.
Folgende Kriterien sind notwendig für einen Lichtwasser-Gartenteich:
- Vollsonnig, gehölzarme Umgebung
- Maximal 30 cm tief, bei kleinen Teichen unter 2,5 m Durchmesser sollte das Verhältnis Durchmesser : Tiefe mindestens 8 : 1 betragen
- Teichboden ziemlich eben mit nur sehr flacher Senke in der Mitte
- Periodisch schwankender Wasserspiegel, notfalls durch künstlichen Ablass geregelt
- Zur Bepflanzung nur kleinwüchsige Arten verwenden, die entweder
- niedrige Unterwasser-Bodenrasen bilden
- oder einzeln (ohne Ausläufer) wachsen
- oder nur am Ufer stehen und nicht ins offene Wasser wandern
Eine detaillierte Beschreibung von Flachwasser-Gartenteichen bzw. Lichtteichen finden Sie in der Broschüre:
H.-Ch. Vahle (2013): NABU-Leitfaden Pflanzengesellschaften von Flachwasser-Gartenteichen. Lichtteiche als Lebensraum seltener Amphibien in unseren Gärten. – Broschüre des NABU Niedersachsen, 52 S.